LÜ CKENFÜLLER
Sonja Bischur, Eni Cani, Elisabeth Drude, Veresa Eybl, Ursula Guttmann, Andrea Maxa Halmschlager, Susanne Hammer, Margit Hart, Iris Hummer, Michelle Kraemer, Noah Layr, Julia Lausegger, Elfie Lerch, Martin Lerch, Jacqueline Lillie, Gerti Machacek, Fritz Maierhofer, Stephie Morawetz, Anita Münz, Viktoria Münzker, Ela Nord, Izabella Petrut, Konstanze Prechtl, Wolfgang Rahs, Ulrich Reithofer, Haldis Scheicher, Birgit Schlarmann, Eva Tesarik, Birgit Wiesinger, Petra Zimmermann
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Ritsche, ratsche, voller Tücke, in die Brücke eine Lücke! (Wilhelm Busch)
Die Ausstellung mit dem Titel „Lückenfüller“ entstand aus einer spezifischen organisatorischen Herausforderung, die durch die kurzfristige Absage einer ursprünglich geplanten Ausstellung in meinem Ausstellungsraum bedingt war. Diese unvorhergesehene Situation erforderte eine ad-hoc-Initiative, wobei klar erkennbar war, dass jede Künstlerin und jeder Künstler, die bzw. der kurzfristig zur Teilnahme eingeladen würde, sich dieser Rolle als „Lückenfüller“ bewusst sein würde. Infolgedessen entschloss ich mich, diesen Umstand nicht zu verschleiern, sondern offen zu thematisieren und den Begriff „Lückenfüller“ als Ausstellungstitel zu wählen, um die konzeptionelle Rahmung zu betonen.
Der Terminus „Lückenfüller“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch mit einer negativen Konnotation behaftet und suggeriert eine provisorische oder minderwertige Ersatzlösung. Diese Bewertung bedarf jedoch einer kritischen Analyse, da der Begriff im Kern lediglich den Sachverhalt beschreibt, dass eine Lücke existiert und gefüllt werden kann. Die Betrachtung von Lücken und deren potenziellen Füllungen lenkt den Blick auf die Omnipräsenz von Intervallen und Zwischenräumen in unterschiedlichsten Kontexten: Zwischenräume manifestieren sich in physischen Strukturen wie Zäunen und Zähnen, in der Architektur, in der Landschaftsgestaltung, an Oberflächen wie Wänden und Gemälden, sowie an biologischen Substraten wie der menschlichen Haut und Haaren. Diese Liste ließe sich nahezu unbegrenzt fortsetzen und verdeutlicht die Vielseitigkeit des Phänomens „Lücke“.
Der Begriff der Lücke ist semantisch komplex und umfasst diverse räumliche und konzeptuelle Dimensionen. Eine Lücke kann als Hohlraum, Riss, Spalt oder als jede Art von Öffnung interpretiert werden. Entsprechend divers gestalten sich auch die Ansätze, Lücken zu füllen. Diese Füllungen können subtil und unsichtbar sein oder aber bewusst exponiert und ästhetisch aufgewertet, wie dies beispielsweise bei der Verwendung von Schmuck der Fall ist. Die Variationsbreite der Lückenfüller ist demnach sowohl formal als auch funktional äußerst breit gefächert.
Vor diesem theoretischen Hintergrund lud ich 30 Schmuckkünstler:innen aus Österreich ein, einen Beitrag zu dieser Thematik zu leisten. Die dabei entstandenen Ergebnisse waren sowohl in ihrer Form als auch in ihrer Aussagekraft bemerkenswert. Ein besonderer Aspekt war die Tatsache, dass einige Künstler bereits Werke in ihrem Portfolio hatten, die sich retrospektiv als Lückenfüller interpretieren ließen, obwohl dies ursprünglich nicht die Intention war. Dieser Zufall eröffnete einen zusätzlichen interpretatorischen Spielraum und fügte der Ausstellung eine unerwartete Dimension hinzu. Diese überraschende Koinzidenz war aus kuratorischer Sicht nahezu ebenso bereichernd wie die Arbeiten, die explizit für das Thema angefertigt wurden. Dies verdeutlicht, dass das Konzept der Lücke nicht nur als Mangel verstanden werden sollte, sondern auch als produktiver Raum für künstlerische Exploration und kreative Lösungen.
Ela Nord, Kuratorin