In the solo exhibition "Mulberry Tubes & special friends", jewellery artist Ela Nord shows works from her two collections BRAZIL and IMAGO as well as a selection of jewellery pieces created in collaboration with visual artist friends.
The works exhibited together show a wide range, and as different as the individual approaches to jewellery are, they are united by Ela Nord's artistic signature - whether creatively executing or accompanying.
A bridge between her collections and the collaborations can nevertheless be laid when she explains, "In times like these, we as lone warriors can sometimes be pretty hopeless. Let's therefore do something together, whereby completely new things can come out that we didn't expect at all."
In der Ausstellung „Mulberry Tubes“ zeigt die Schmuckkünstlerin Ela Nord Werke aus ihren beiden Kollektionen BRAZIL und IMAGO sowie eine Auswahl an Schmuckstücken, die in Kollaboration mit befreundeten bildenden Künstlerinnen und Künstlern entstanden sind.
Kunsttheoretisch ausgebildet und viele Jahre im Bereich zeitgenössischer Kunst tätig, hat Ela Nord schließlich im Autorenschmuck ihre ganz persönliche künstlerische Ausdrucksform gefunden. Vor diesem Hintergrund sind auch ihre Schmuckkollektionen zu sehen. Von theoretischen Konzepten ausgehend, greift sie – fast intuitiv – geeignete Materialien auf, um ihre Gedankenwelten in Schmuck zu übersetzen, wobei die Form an sich nie im Vordergrund steht. Ihr künstlerischer Prozess wird weniger durch Formexperimente, als vielmehr durch persönliche Geschichten ausgelöst.
Persönliche Symbole des Widerstands
BRAZIL und IMAGO, die Ela Nord in einer raumgreifenden Installation nachgerade performativ präsentiert, sind zwei von sehr privaten Gedankengängen der Schmuckkünstlerin inspirierte Serien, deren Schmuckstücke sich in extrem ungewöhnlichen Materialien manifestieren und zugleich politische Statements ausdrücken. Die schlangenförmigen, futuristisch anmutenden Schlauchketten der Schmuckserie BRAZIL sind an den gleichnamigen Film von Terry Gilliam angelehnt, der wuchernde und sich verselbstständigende Schläuche als Symbol für politisch unzumutbare Systeme einsetzt. Die in Silber gearbeiteten, skulpturalen Verschlussmotive der Kunststoffschläuche unterstreichen die archaische Wirkung der Ketten, die um den Hals oder wie Kabel um den Körper geschlungen zu einem Statement des Widerstands gegen politische Willkür werden.
Die im Unterschied dazu farbenfroh und leicht wirkende Kollektion IMAGO basiert auf Kokons von Maulbeerspinnern, die von der Schmuckkünstlerin aufwändig bearbeitet, bemalt und in neue Formen gebracht werden. Die Imago als Übergangsstadium zwischen Raupe und Schmetterling steht sowohl als Metapher für innere Prozesse des Werdens und Entfaltens als auch für den Widerspruch zwischen dem, was ist – und zugleich nicht ist.
So gegensätzlich die beiden Kollektionen auf den ersten Blick wirken, so ähnlich sind sie einander im Ausdruck: Hinter den leichten, förmlich schwebenden, jedoch extrem stabilen und kaum durch Willkür zerstörbaren Kokon-Colliers, verbirgt sich die gleiche, nicht weniger politisch interpretierbare Idee des Widerstands.
Als Synthese und Verbindung dieser beiden extrem positionierten Kollektionen kann eine ganz neue Schmuckserie von gepanzerten, spitz durchdrungenen Kokons interpretiert werden, die während der Covid-19 Pandemie entstanden ist. Diese Kollektion versteht sich als Symbol einer Verletzung durch äußere Gefahren und der Notwendigkeit einer Aneignung von Schutzmechanismen gegen Angriffe auf unseren persönlichen Lebensraum.
Die expressiven Schmuckstücke von Ela Nord können in der Tradition von Arbeiten einer aktuellen Generation von Schmuckschaffenden gesehen werden, die Schmuck als Instrument zur politischen Reflexion und Kommunikation verwenden. Gesellschaftskritische Themen werden direkt durch das Medium Schmuck ausgedrückt. Stand bei früheren Künstlergenerationen vermehrt die Auseinandersetzung mit Schmucktraditionen und dem Phänomen Schmuck an sich im Mittelpunkt, wird Schmuckkunst heute verstärkt als Mittel für einen kritischen Diskurs an gesellschaftlichen Themen eingesetzt. So auch bei Ela Nord, die mit dem Tragen ihrer Schmuckstücke zu politischem Widerspruch und Zivilcourage aufruft. Widerstand gegen politische Willkür kann dabei auf verschiedene Arten gezeigt werden: sei es offensichtlich, laut und plakativ durch das Tragen der ausdrucksstarken BRAZIL-Schlauchketten oder subtil und leise, verborgen hinter der ästhetischen Erscheinung der IMAGO-Kokons. Wird Schmuck getragen, tritt er in jedem Fall in Beziehung zu seiner Umwelt und ermöglicht es der Trägerin oder dem Träger, ein Statement abzugeben – und manchmal ist dieses nur für einen selbst spürbar.
Interaktive Verbindungen von Kunst
Außergewöhnlich und in der Welt der sogenannten angewandten Schmuckkunst eher selten, sind Ela Nords Kollaborationen mit befreundeten bildenden Künstlerinnen und Künstlern. Dabei interessiert sie deren Zugang zu Schmuck allgemein – und im Speziellen, wie sie auf die Entwicklung einer gemeinsamen Schmuckserie aus deren eigenem Werk heraus reagieren. Für die Schmuckstücke verwendet Ela Nord Materialien, die ihr von den Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung gestellt werden und mit denen sie frei arbeitet, wie im Fall der Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Sonia Leimer und dem Fotografen Mladen Bizumic. Existiert in der Vorstellung ihrer Künstlerfreunde, wie bei dem Fotografen Georg Petermichl, bereits eine fertige Idee von einem Stück, wird dessen Umsetzung gemeinsam ausgearbeitet. Die so entstandenen Schmuckstücke werden in der Ausstellung erstmals gezeigt.
Sonia Leimer, die oft mit raumausfüllenden skulpturalen Installationen arbeitet, stellte Ela Nord kleinformatige Keramikskulpturen zur Verfügung. Mit diesen fertigte sie ausdrucksstarken Halsschmuck, bei dem sich die charakteristische Mond-Oberflächenstruktur der glasierten Keramik in den silbernen Fassungen fortsetzt.
Die von Mladen Bizumic bereit gestellten Leinwand-Abschnitte sind Proben seiner großformatigen Fotodrucke, die Reflexionen gescannter Scherben als prismatischen Farbverlauf abbilden. Die Schmuckkünstlerin setzte das Ergebnis dieses Spiels aus Licht und Gegenlicht in einen matt silbernen Rahmen, sodass die daraus entstandenen Broschen wie abstrakte Gemälde wirken.
Aus seiner langjährigen Beschäftigung mit der Bildsprache von Schlüsseln, dem grafischen Symbol dieses Gebrauchsgegenstandes und der Doppeldeutigkeit des Wortes „Schlüsselring“, wollte Georg Petermichl immer schon einen Schlüssel-Ring umsetzen. Einen solchen hat Ela Nord nun mit ihm gemeinsam, aus einem Schlüssel zu seinem Atelier, in Silber und Bronze realisiert.
Die in einer Vitrine zusammen ausgestellten Arbeiten zeigen die große Bandbreite dieser Kollaborationen, und so unterschiedlich die einzelnen Zugänge zu Schmuck sind, werden sie doch von der künstlerischen Handschrift Ela Nords zusammengefasst – sei es kreativ ausführend oder begleitend. Aus reiner Freude am Schmuckschaffen, geht es der Künstlerin bei diesen Kollaborationen um eine fächerübergreifende Inspiration zur gemeinsamen Kreation von völlig neuen Arbeiten, die im Alleingang so nicht entstanden wären. Dieser Ansatz ist vordergründig nicht politisch. Eine Brücke zu ihren beiden anderen Kollektionen lässt sich dennoch legen, wenn sie erklärt: „In Zeiten wie diesen können wir als Einzelkämpfer manchmal ziemlich chancenlos sein. Lasst uns deshalb etwas zusammen machen, wobei völlig Neues herauskommen kann, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben.“